Ich heiße Maximilian Bauer, bin 22 Jahre alt und wohne in Kelkheim im Taunus (15 Minuten von Frankfurt am Main entfernt). Ich spiele seit 18 Jahren Handball und habe zudem eine Leidenschaft für den Ausdauersport entwickelt, besonders das Laufen und das Rennradfahren. Meine Tante Bettina und mein Onkel Andreas Lütjen leben auf der Insel Föhr und seit 2008 besuche ich sie in jedem Sommer. Zu Föhr entwickelte ich also eine starke Verbundenheit, da es nicht nur Sommerurlaub bedeutet, sondern vielmehr ein Familienbesuch ist. Der Kontakt zu meiner Tante und meinem Onkel ist sehr eng und über das Jahr hinweg beständig. Als ich dieses Jahr im Mai ein neues Rennrad kaufte, spielte ich schon mit dem Gedanken; wohin wird meine erste große Ausfahrt gehen und welche Distanz ist möglich? Darüber sprach ich zunächst nicht, ich erzählte nur meiner Mutter von meinen Plänen. Als mein Onkel mir zu meinem neuen Rad gratulierte und schrieb ich solle die Beiden auf der Insel damit doch mal besuchen kommen, war mein Ehrgeiz erst Recht geweckt. Über die Outdoor-App Komoot fing ich an mehrere Abende meine Strecke zu planen. 644 Kilometer Strecke, 4210 Höhenmeter und knapp über 27 Stunden galt es zu verplanen. Ich teilte die Strecke durch vier Tage und setze mir so Tagesetappen von ca. 160 Kilometern. Übernachtungen plante ich in Korbach, Stolzenau und Drochtersen ein, bis ich schließlich am letzten Tag die Fähre in Dagebüll erreichen konnte. Mein Fahrrad stattete ich mit einer Rahmentasche, einer Satteltasche und zwei Getränkeflaschen aus und führte noch einen kleinen Rucksack auf meinem Rücken mit. Mehr Platz war für meine Ausrüstung nicht und so musste ich genau planen, überlegen und bedenken, was ich auf der Reise benötigen würde. Da ich gerne Wanderurlaube mache, wusste ich ungefähr was ich benötigen würde und fertigte eine abgewandelte Packliste an. Am Donnerstag den 09.07.2020 um 9:30 Uhr startete das Abenteuer dann und ich machte mich schwer beladen auf den Weg nach Föhr. 

 

Nach jedem Tag schrieb ich einen kleinen Bericht, eine Art Zusammenfassung, die ich Ihnen nun auch übermitteln möchte. Der letzte Tag wurde von mir nicht explizit ausgearbeitet, denn ich war einfach glücklich angekommen zu sein, der Empfang war überwältigend und die Freude groß. Nach 4 Tagen voller Selbstgespräche und intrinsischer Motivation war es schön, wieder mit jemandem sprechen zu können. 

 

 

Tag 1:

Heute ging es endlich los. Wie es sich gehört war die letzte Nacht vor der Reise keine Gute, Aufregung, die Frage ob alles eingepackt ist und die Vorfreude hielten mich wach. Doch als ich endlich losfuhr wusste ich: Ich kann mich auf mein Rad und meine Ausrüstung verlassen. Die ersten Meter waren ungewohnt, denn der Bremsweg und das Fahren in Kurven musste erst etwas abgestimmt werden. Auch die Anstiege zeigten mir auf, was ich mir da für eine „Last“ auferlegt habe. Nach 90 Kilometer machte ich in Niederweimar am Wassersportsee halt und hatte nach der Pause noch gut 70 Kilometer vor mir. Diese hatten es in sich, da ich viele Höhenmeter bezwingen musste. Um 17:11 Uhr kam ich nach 159,52 Kilometern, 6:21 Stunden Fahrzeit und 25,1 km/h im Schnitt schließlich in Korbach an. Wie bestellt begann es Gott sei Dank erst dann zu regnen. Leider kein Video heute, denn das Handy knallte bei 30 km/h durch die Stadt aus der Halterung. Ich filme mit einer GoPro und hoffe daraus schöne Mitschnitte zu bekommen. Morgen ist die längste Strecke von 167 Kilometern mit 1570 Höhenmetern geplant. Das gilt es zu überstehen und das erneute Sitzen im Sattel, denn trotz doppelter Hose brennt der Popo.

 

Tag 2:

 

Durchgehalten!

Was macht man, wenn es nach 55 Kilometern anfängt zu regnen und kein Ende ist in Sicht? Jedenfalls kann ich jetzt behaupten, dass zwei Regenjacken von renommierten Herstellern nicht dicht sind und ich entwickelte eine Startup-Idee: Scheibenwischer für Fahrradbrillen, denn 110 Kilometer habe ich heute nichts gesehen, ungefähr so wie als würde man unter Wasser die Augen aufmachen. Die Motivation heute durchzuhalten hat mich viel Kraft gekostet und oft stellte ich mich unter um in meinem Rucksack noch ein trockenes Kleidungsstück zu suchen. Das Wasser lieft schlussendlich aus meinen Schuhen wieder raus, gewaschen sind die Socken jetzt und riechen tun sie auch nicht mehr so streng. Nach dem gestrigen Wetter war mir klar, es kann nicht immer Rund laufen, aber solch ein Pech muss man erstmal haben. Was am Ende zählt angekommen! Ich bin heilfroh in Stolzenau zu sein und habe erstmal aus meinem Zimmer einen Trockenraum gemacht. Morgen soll das Wetter halten und es wird abwechslungsreich, die erste Fährfahrt steht an. Heute waren es 166,45 Kilometer, dazu 1716 Höhenmeter und 1.000.000 Liter Wasser von überall. Ob ich diese Tour empfehlen würde, nach heute nicht. Der deutsche Sommer ist einfach einmalig schön! 

Bis morgen liebe Sorgen.

 

 

Tag 3:

 

Gestern durchgehalten, heute durchgefahren!

Am Morgen kümmerte ich mich um meinen treuen Begleiter, Handwäsche und eine ordentliche Ladung Öl auf die Kette. Der Höllenritt gestern machte nämlich nicht nur mir zu schaffen. Heute etwas entspannter als die Tage zuvor, starte ich um ca. 10 Uhr in meine Tour nach Drochtersen. 158,53 Kilometer in 6:33:11 Stunden. Mein erstes Highlight wartete nach 30 Kilometern auf mich, die Weserfähre. Die Fahrt über den Fluss war so schnell vorbei wie sie begonnen hatte, für ein Erinnerungsfoto blieb aber Zeit. Eigentlich plante ich bei Kilometer 100 eine erneute Pause ein, doch sprach mich keine Essgelegenheit bei der Ortsdurchfahrt an. Ich fuhr also weiter, denn auch meine Knieschmerzen hatten sich nach 25 Kilometern aufgehört zu melden. Sei stärker als dein Unterbewusstsein, denn dieses zwingt einen meist zu früh in die Knie. Als mich ein kurzer Schauer heimsuchte stellte ich mich unter und wurde so, Gott sei Dank, zu einer Pause gezwungen. Ehrlich gesagt wollte ich heute, wahrscheinlich noch immer getrieben von gestern, ankommen. Am Ende der Tour wurden die Körner aber dann sehr, sehr viel weniger. Noch nie hatten sich die letzten 5 Kilometer so hart angefühlt. Morgen freue ich mich auf zwei Fährfahrten unterwegs und mein Ziel: die Mole in Dagbüll. Von dort aus setze ich dann über nach Föhr.

Over and Out!

 

 

Maximilian Bauer

 

https://www.instagram.com/maxi_bauerpower/

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